Ein nicht mehr ganz neuer Artikel auf Spiegel Online [URL nicht mehr erreichbar] berichtet von einer Studie, derzufolge die familiären Verhältnisse das Geschlecht des Nachwuchses beeinflussen. So soll eine stabile Partnerschaft die Wahrscheinlichkeit für einen Sohn um 14% erhöhen. Dank einer hohen Fallzahl (über 86.000 Geburten in über 61.000 Familien) war der Unterschied statistisch signifikant.
Begründungen werden zwar genannt: Veränderungen im hormonellen Zustand etwa oder die durchschnittlich häufigeren sexuellen Kontakte in einer Partnerschaft. Diese seien ein Signal dafür, dass ein Vater zur Betreuung des Nachwuchses zur Verfügung stehe – die Wahrscheinlichkeit, das Kind erfolgreich aufzuziehen, sei damit größer. Und Jungen aufzuziehen, sei aus Sicht der Evolution aufwändiger.
An diesen Begründungen mag ja etwas dran sein. Was allerdings fehlt, ist ein Mechanismus, der angibt, wie die unterschiedliche Geschlechterverteilung je nach Partnerschaft denn konkret zustande kommt. Wer „weíß“, dass ein Vater zur Verfügung steht, und wie und wo wird dann entschieden und veranlasst, dass hier lieber ein Y-Chromosom das Ei befruchtet als ein X-Chromosom?
Dieser Artikel ist ein Update zu Korrelation und Kausalität: Steffi Graf und Boris Becker als Auslöser der Wende in der DDR? Ein Positivbeispiel, wie ein Wirkmechanismus statistisch aufgezeigt und inhaltlich erläutert wird, findet sich hier.
In der Financial Times Deutschland (inzwischen eingestellt) erschien ein Artikel zum Geschlechterverhältnis bei Neugeburten: Mehr Mädchen in schlechten Zeiten. Auch in diesem Text fehlte eine Erklärung.