Am Wochenende entschied das Internationale Olympische Komitee (IOC), die Olympischen Spiele 2020 an Tokio zu vergeben. Das Nachsehen hatten Istanbul und Madrid.
In den Medien wird nach meinem Empfinden erstaunlich selten über Fukushima berichtet. Zum aktuellen Anlass werden allerdings Zweifel geäußert, inwieweit die Lage in Japan unter Kontrolle ist bzw. bis zu den Spielen unter Kontrolle gebracht werden kann. Das Handelsblatt zitiert den japanischen Premierminister Shinzo Abe mit den Worten, die Verseuchung in Fukushima beschränke sich auf einen Umkreis von 300 Metern um den Hafen vor der Atomruine. Und diese Fläche sei eingegrenzt.
Einige Meldungen – die Quellen sind leider englischsprachig:
- Radioaktivität in Tokio:
Als Reaktor 3 explodierte, blies der Wind von Fukushima nach Tokio;
National Atmospheric Release Advisory Center, Feb. 2012; PDF S. 14; enenews;
US-Regierung: Kontamination im Norden Japans, inklusive Tokio; enenews;
Radioaktivität auf der kanadischen Botschaft in Tokio; enenews - Versuche zur Dekontamination:
Strahlung fällt nicht trotz Dekontaminierung; Artikel-Übersicht bei enenews - Auswirkungen auf die USA und Kanada:
„Wir werden die nächsten Jahrzehnte über Fukushima sprechen …“
Dr. Erica Frank, MD, Professorin an der Universität British Columbia;
CBC British Columbia [URL nicht mehr erreichbar], Radio-Interview; enenews - Radiointerview, 6. September 2013:
„Die Gesundheit des gesamten Nordpazifik steht auf dem Spiel. Bis jetzt sind relativ kleine Mengen an Radioaktivität im Ozean gelandet, und doch ist es die größte radioaktive Meeresverseuchung in der Geschichte der Menschheit.“
Arjun Makhijani, Ph.D, Ingenieur, spezialisiert auf Kernfusion
Quellen: CBCradio, Day 6 with Brent Bambury [URL nicht mehr erreichbar]; enenews.com
Zur Aussage des japanischen Premierministers: Ein Sarkophag wie um den havarierten Tschernobyl-Reaktor ist nicht in Sicht. Die Lage ist komplizierter als in Tschernobyl – es gab mehrere Kernschmelzen, nicht nur eine (mindestens drei); die Kerne haben sich durch den Betonboden ins Erdreich gearbeitet; die genaue Position ist angeblich unbekannt, und es wurden gravierende Schäden an den oberirdischen Abklingbecken gemeldet.
Ich finde den Wunsch nach Normalität in Japan sehr verständlich. Dorthin reisen würde ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass die Spiele wirklich in Tokio stattfinden werden – das wird die Zeit zeigen.
Was halten Sie von der Entscheidung des IOC? Ist das eine angemessene Möglichkeit, dem gebeutelten Japan zu helfen?
Dieser Beitrag ist ein Update zu Fukushima und Tokio. Hier finden Sie weitere Artikel zum Stichwort Fukushima.
Asahi Shimbun: Hohe radioaktive Strahlung an olympischen Wettkampfstätten gemessen (englisch)[URL leider nicht mehr erreichbar]
300 Meter finde ich aber etwas untertrieben. Diesen Aussagen würde ich auch nicht glauben.
30 Kilometer um den Reaktor wäre wahrscheinlich realistischer.
Auf 30 Kilometer würde ich mich nicht verlassen. Wie gesagt, Tokio hat viel abbekommen und ist 240 Kilometer entfernt. Sogenannte Hotspots gibt es auch in viel größerer Entfernung.
Vielleicht sollten Sie nicht ausschließlich enenews zitieren. Die Strahlenbelastung in Tokyo ist tatsächlich kein Grund, dort keine Olympiade zu veranstalten:
http://monitoring.tokyo-eiken.go.jp/en/
Da Sie aber Regierungsquellen wohl in Zweifel ziehen werden, hier eine Seite, in der Privatpersonen ihre Messergebnisse dokumentiert haben:
https://www.facebook.com/Tokyo.Radiation.Levels
Dies bedeutet freilich nicht, dass die Lage in Fukushima ungefährlich wäre und nicht noch eskalieren könnte. Ich lebe seit einigen Jahren in Tokyo und die Menschen gehen hier sehr bewusst mit den Gefahren um und informieren sich aus unterschiedlichsten Quellen. Desinformation, wie Sie sie betreiben, ist leider keine gute Entscheidungshilfe.
Vielen Dank für Ihren Kommentar, Tokyoterin.
Es ist in der Tat schwierig, sich ein realistisches Bild von der Lage zu machen, vor allem aus der Entfernung. Vor allem ist es schwierig zu erkennen, wo die Schwelle zwischen „Information“ und „Desinformation“ verläuft. Ich bin mir sicher, dass bei so gravierenden Ereignissen nicht immer die Wahrheit berichtet wird.
Ich habe nicht ausschließlich enenews zitiert. Die Quellenangaben verweisen unter anderem auf die Japan Times, das Journal of Radioanalytical and Nuclear Chemistry, das National Atmospheric Release Advisory Center (NARAC, USA) und CBC Radio (Kanada). Enenews sammelt und verlinkt Beiträge aus unterschiedlichen Quellen, die im Original eingesehen werden können.
Freundliche Grüße & beste Wünsche aus Deutschland!