Eine kürzlich veröffentliche Studie kommt zu dem Ergebnis: Wohlhabende Menschen sind eher dazu bereit, sich zu nehmen, was sie wollen – und dafür auch Regeln zu brechen. Dies gelte im Straßenverkehr ebenso wie im Sozialleben. Als Begründung wird eine positivere Einstellung zur Gier angeführt.
Das methodische Vorgehen klingt einleuchtend: zum einen konnten die Verhaltensunterschiede nicht durch Kontrollvariablen wie Alter, Geschlecht, Religionszugehörigkeit oder politische Einstellung erklärt werden. Zum anderen konnten auch Angehörige unterer sozialer Schichten dazu gebracht werden, häufiger zu lügen oder zu schummeln. Sie wurden gebeten, über die Vorteile von Gier nachzudenken, wodurch ihre Einstellung zur Gier etwas positiver wurde.
Insofern ist es nicht der Reichtum per se, sondern die Einstellung zur Gier – die sowohl Reichtum als auch unmoralisches Verhalten nach sich ziehen kann.
Über die Studie berichteten unter anderem die Financial Times Deutschland (inzwischen eingestellt) und die Sächsische Zeitung online. Hier noch ein englischsprachiger Artikel vom News Center UC Berkeley.
Die Studie ist ein positives Beispiel dafür, wie ein statistischer Zusammenhang nicht nur inhaltlich begründet wird – es wird sogar ein Mechanismus aufgezeigt, unter welchen Bedingungen er gilt. So kann man nicht nur erklären, warum Reiche sich manchmal unmoralisch verhalten (das wäre eine einfache Korrelation), sondern auch, wann Ärmere dies tun (bei positiver Einstellung zur Gier) und wann nicht (wenn die Einstellung zur Gier geringer ausgeprägt ist).
Dieser Artikel ist ein Update zu Korrelation und Kausalität: Steffi Graf und Boris Becker als Auslöser der Wende in der DDR?
Ein Gedanke zu „Macht Reichtum unmoralisch?“