Mein Eindruck: Wohlstandsgefälle in der EU werden häufiger auf nationaler als auf regionaler Ebene betrachtet, z. B. wenn über Deutschland als größten Nettozahler berichtet wird.
Interessant finde ich den Blick auf Regionen, der ein wesentlich differenzierteres Bild zeigt.
BIP je Einwohner in Kaufkraftstandards (Kunstwährung, die Unterschiede zwischen den nationalen Preisniveaus berücksichtigt); der Durchschnittswert der 27 EU-Staaten wurde auf 100% normiert:
Reichste Regionen:
- Inner London (UK): 343% des EU-Durchschnitts
- Luxemburg (LU): 279%
… - Oberbayern (DE): 162%
Ärmste Regionen:
- Severozapaden (Bulgarien): 28%
- Nord-Est (Rumänien): 29%
Regionen, die weniger als 75% des EU-Durchschnitts erreichen, werden in Publikationen wie der zitierten eurostat-Pressemitteilung speziell hervorgehoben. Statistischer Effekt: Durch die Osterweiterung der EU sank der EU-Durchschnitt, sodass einige Regionen statistisch „reicher gerechnet“ wurden, d. h. sie erreichen nun mehr als 75%. In Deutschland betrifft das Brandenburg-Südwest, Lüneburg, Leipzig, Halle. Diese Regionen sind nun nicht mehr im Rahmen des Konvergenz-Ziels förderfähig (sie erhalten aber noch eine „phasing out“-Förderung).
Ausgewählte Zahlen zu Deutschland:
gesamt: 116%
Spitzenreiter: Hamburg, 188% (entspricht EU-weit Platz 5)
Schlusslicht: Mecklenburg-Vorpommern, 81%
(dicht gefolgt von Brandenburg, 82%)
Dresden: 87%
(Leipzig 89%, Sachsen gesamt 86%)
Während Deutschland also insgesamt über dem EU-Durchschnitt liegt, sind die genannten ostdeutschen Regionen darunter positioniert.
Dies sind Zahlen von 2008.
Quelle: Pressemitteilung eurostat, 24.2.2011 [URL nicht mehr erreichbar]