Wie war die Spendenbereitschaft beim Hochwasser 2013 im Vergleich zu 2002? Auch wenn endgültige Zahlen aufgrund des relativ kurzen Zeitraums seit dem Rückgang der Wasserpegel noch nicht vorliegen können, hier ein erster Vergleich (Stand: Anfang Juli 2013):
Der Rückgang der Spendeneingänge 2013 im Vergleich zu 2002 ist sowohl optisch als auch anhand der absoluten Zahlen mehr als deutlich. So erhielt beispielsweise das Rote Kreuz 2002 rund 140 Millionen Euro, 2013 bisher knapp 20 Millionen Euro. Mögliche Gründe:
- wie bereits erwähnt der Zeitraum: so erwartet beispielsweise die Diakonie weitere Spenden, z. B. von der Diakonie Katastrophenhilfe und von Kirchengemeinden;
auch die AWO (Arbeiterwohlfahrt) erwartet weitere Spenden;
2002 gab es zwei Großspender;
Benefizveranstaltungen wie Konzerte und Fußballspiele werden weitere Spendengelder einbringen - die Schreckensbilder waren 2002 in den Medien noch präsenter als 2013;
in Dresden waren z. B. Kulturstätten wie die Semperoper stärker betroffen - Vielleicht steht den in Frage kommenden Spendern 2013 insgesamt weniger Geld zur Verfügung als 2002?
Dieser Beitrag ist ein Update zu Hochwasser 2013: Schäden in Dresden.
Quelle: DNN Online
Warum sollen die Menschen spenden. Wenn der Saat nichts tut. Gelder werden verschwendet oder in Falsche Projekte investiert.
und wenn dann die nächste Flut kommt sollen die kleinen Leute mal wieder spenden. Ha Ha
Sorry Armin, hier geht es nicht um Spenden für den Polder- oder Deichbau sondern um Menschen, die viel verloren haben. Schau Dir mal die Bilder aus Passau oder heute aus der Sächsischen Zeitung zu Fischbeck in Sachsen Anhalt an. Das ist mit Spenden kaum zu kompensieren. Diese Leute können nichts für verfehlte Politik und können meist auch nichts für Ihre Lage. Zielgerichtetes Spenden ist also absolut richtig.
Hallo,
die ersten beiden Begründungen für geringeres Spendenaufkommen kann ich nachvollziehen. Die mediale Aufmerksamkeit insbesondere mit Spendengalas war 2013 sehr zurückhaltend. Aber das die Leute weniger in der Tasche haben als 2002 ist völliger Unsinn. Bitte mal die Statistischen Zahlen zur Erwerbsfähigkeit 2002 und 2012 oder das steuerliche Aufkommen der Jahre vergleichen, da wird das sicher deutlich.
Wir machen mit http://www.flutspenden.de übrigens noch eine Erkenntnis. Wer konkrete Spendenprojekte an Spender heranträgt, der bekommt auch finanzielle Unterstützung. Ein einfaches „Es ist Flut – bitte spendet“ reicht heute nicht mehr. Wir rechnen momentan schon mit 125 Millionen Euro an Spenden für Hochwasseropfer und Einsatzkräfte. Immerhin fast 35 % des Aufkommens von 2002.
Viele Grüße
Hallo Herr Daberstiel,
ja, ich glaube gern, dass Konkretheit erwartet und honoriert wird.
Zum verfügbaren Geld: da gibt es viele Zahlen, die man heranziehen kann. Hinter gleichbleibender Erwerbstätigkeit kann sich gut ein steigender Anteil an prekären Beschäftigungen verbergen. Und konstantes oder gar steigendes Steueraufkommen ist mit einer zunehmenden Schere zwischen Arm und Reich vereinbar. Durchschnittslöhne übrigens auch. Gerade heute habe ich von einer Studie gelesen, die zeigt, dass mit steigenden Mieten in Sachsen ein immer höherer Anteil des Einkommens (oft mehr als ein Drittel) für Miete aufgebracht wird.
Hallo Herr Riepel,
grundsätzlich richtige Einwände, die aber vernachlässigen, wer in Deutschland spendet. Dafür gibt es nicht viele Zahlen Laut GFK-Charity-Scope auf dem letzten Sächsischen Fundraisingtag (http://www.fundraisingtage.de) spendet in Sachsen vor allem die mittlere Einkommenskategorie (1750-2750 Euro HH-Einkommen) und diese ist nicht von prekären Einkommensverhältnissen betroffen. Außerdem gab es nach EMNID-Spendenmonitor 2002 eine Angleichung des Spendenverhaltens von Ost und West. Das heißt die Bereitschaft zu Spenden lag bei über 50 %. Ich glaube das dieser Wert im Osten 2013 nicht wieder erreicht wird. Die Einkommenverhältnisse spielen dafür aber sicher nur eine marginale Rolle. Es fehlte an konkreten emotionalen Bildern und „Spendenanstössen“. Übrigens ergab einen Studie des Instituts für Kommunikationswissenschaft Ende der 1990er Jahre, das Dresdner Spender nach ihrer persönlichen Kassenlage spenden. Das heißt die Abwägung, ob ich spende, ist immer eine emotionale und eine rationale. Die Frage ist nur wie stark sind diese beiden Seiten. Im Katastrophenfall gewinnt normalerweise die emotionale Seite eindeutig die Oberhand. Bei der fast „harmonisch“ verlaufenden Elbeflut haben vielleicht viele rationaler entschieden und die Notwendigkeit von Spenden als zu gering eingestuft, um etwas zu geben.
Viele Grüße
Matthias Daberstiel
Hallo Herr Daberstiel,
vielen Dank für den fundierten Kommentar! Ich denke so ist das Ausmaß der Spenden gut erklärbar. Natürlich braucht es eine materielle Basis – aber ob bzw. wie stark sie aktiviert wird, ist sehr von der emotionalen Komponente abhängig.
Dies wundert mich überhaupt nicht. War 2002 das Hochwasser doch eine plötzliche Katastrophe, hatte man dieses Jahr den Eindruck, als ginge alles gelassener zu. Man schien sich irgendwie auf das Wasser eingestellt zu haben.
Wie sehen den die Zahlen anderswo aus? Hast du dazu auch Vergleiche gefunden?
Zumindest die Versicherungen erwarten deutschlandweit höhere Schäden als 2002 (laut Branchenverband GDV sowie mehreren großen Versicherungsgesellschaften).