Vergleich zwischen Bayern München und Boris Becker: Siegquote in großen Finals

Fußballbild; Quelle: wikimedia commons

Wie hat sich der FC Bayern München in Champions League Finals (früher Europacup der Landesmeister) geschlagen, im Vergleich zu Boris Becker in Wimbledon-Finals? Hier eine kleine Statistik:

Exakt die gleiche Siegquote – ist das nicht erstaunlich? Natürlich fehlt das Finale Dahoam – dadurch sind die Bayern (scheinbar) hinter den Rotschopf aus Leimen zurückgefallen. Kenner werden jedoch bemerkt haben, dass ich um der schönen Statistik willen auch Bayerns ersten Triumph im Europapokal der Landesmeister unterschlagen habe: 1974 gewann die Mannschaft gegen Atlético Madrid. Die Angaben in der Tabelle stimmen zwar (hoffentlich!), aber sie zeigt nur einen willkürlich gewählten Ausschnitt. Mit den Finals von 1974 und 2012 erreichen die Bayern eine Siegquote von 4/9 = 44,4%. Auch nach dem Finale Dahoam bleibt die Bayern-Quote besser als die von „BB“ (nicht zu verwechseln mit Björn Borg und Brigitte Bardot). Ich bezweifle allerdings, dass dies die traurigen Kicker von der Isar tröstet. (Beckers Vorstellung von Wimbledon als seinem „Wohnzimmer“ schlägt eine weitere Brücke zu Bayerns Heim-Endspiel.)

Ein solches selektives Vorgehen nennt Walter Krämer Der Synthetische Superlativ. Der Fehler liegt darin, dass die Vergleichsbasis für den Einzelfall zurechtgeschustert wird. Er beschreibt ähnliche Beispiele aus dem Sport und wählt dabei ebenfalls Fußball und Tennis. Bei einem Tennisspieler können aus einer fiktiven Tabelle zum Beispiel folgende Aussagen abgeleitet werden: B im Aufwärtstrend! Mehr als 75% der letzten acht Spiele gewonnen! Oder: B im Abwärtstrend! In mehr als der Hälfte seiner Turniere schon in der ersten Runde ausgeschieden!

Manipulationen der Vergleichsbasis werden oft im Tourismus vorgenommen, um für die eigene Region zu werben. Ein Beispiel, wieder aus So lügt man mit Statistik: „Besuchen Sie das Exmoor Vogelparadies! Genießen Sie die einzigartige Landschaft, die Heimat der größten Sammlung tropischer Vögel im Norden von Devonshire.“ Vermutlich handelte es sich um den einzigen Vogelpark im Norden Devonshires.

Kennen Sie ähnliche Beispiele für Dresden oder andere Orte? Mit welchen synthetischen Rekorden wird für die Elbmetropole geworben? Bin dankbar für Hinweise. Eine Formulierung, die meines Erachtens in diese Richtung zielt, bezeichnet den Stallhof in der Augustusstraße als „ältesten original erhaltenen Turnierplatz seiner Art auf der Welt“ (zitiert nach ADAC Reiseführer plus Dresden und die Sächsische Schweiz). Dazu kann ich nur sagen: Ich bin der beste statistische Analytiker meiner Art auf der Welt. Und der Schlechteste.

Bei einem seriösen Vorgehen steht die Vergleichsbasis unabhängig vom Einzelfall fest, sie wird nicht extra erfunden.

Das letzte Wort sollen ausnahmsweise die Tennisstars haben. Auf die Frage, was ihn von Pete Sampras unterscheide, antwortete Boris Becker: die Erfolgsquote in den Wimbledon-Finals. Sampras erreichte ebenfalls die magische Anzahl von 7 Finals und gewann dabei 7 Titel. Nur das Jahr 1996 fehlte ihm für eine Serie von 8 Turniersiegen in Folge. 2001, als Sampras den Rekord von 5 Siegen in Folge einstellen wollte, wurde er von einem damals weitgehend unbekannten Teenager aus der Schweiz besiegt: Roger Federer.

Ivan Lendl, langjährige Nr. 1 der Weltrangliste, der so gut wie alles gewann, was es zu gewinnen gab, scheiterte in Wimbledon immer und ließ sich zu dem Satz hinreißen: Gras ist was für Kühe. Das können wohl auch Fußballmuffel unterschreiben, und damit schließt sich der Kreis.

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